Der Fachtag bot vielfältige Gelegenheiten zum Erfahrungsaustausch hinsichtlich des IPSY-Programms, sowohl aus schulischer als auch projektseitiger Perspektive.
Anja Rinka berichtet von Ihren Erfahrungen mit dem IPSY-Programm
Foto: Karina WeicholdFür die Einführung des Programms haben insbesondere die Entwicklung an einer Universität, die nachgewiesene Wirksamkeit sowie die Überzeugung des Kollegiums inklusive der Schulleitung vom umfassenden Lebenskompetenzansatz und seiner Passung zu den Zielen der Schule gesprochen. Die Umsetzung wurde unterschiedlich organisiert: Während im Christoph-Scheiner-Gymnasium Frau Rinka als Schulsozialpädagogin Vertretungsstunden für IPSY zur Verfügung gestellt wurden, wurde IPSY im Schulzentrum Stralendorf fest im Stundenplan verankert (wöchentlich mindestens 45 Min.) und durch die Klassenleitungen durchgeführt. Im Vorfeld wurden hier alle Durchführenden im Rahmen schulinterner Fortbildungen von den IPSY-Projektmitarbeiterinnen geschult. In beiden Schulen wurde das IPSY-Curriculum noch ergänzt (z. B. um den Einbezug weiterer Medien, Beispiele und schuleigener Materialien zur Bearbeitung verschiedener und ggf. zusätzlicher Themen) und an die schulischen Bedarfe angepasst (z. B. an die Klassensituation, durch Änderung der Reihenfolge der Einheiten um bestimmte Themen dann zu bearbeiten, wenn sie im jeweiligen Schulkontext besonders relevant sind), sodass IPSY laut Frau Rinka über die Zeit „immer mehr zu unserem Präventionsprogramm“ geworden sei.
Simone Schüßler berichtet von Ihren Erfahrungen mit dem IPSY-Programm
Foto: Karina WeicholdDie Erfahrungen mit dem Programm sind in beiden Schulen positiv und der Einsatz wird als gewinnbringend betrachtet. Aus Sicht der durchführenden Lehrkräfte des Schulzentrums Stralendorf konnte durch den Einsatz von IPSY: das Vertrauen zu den Klassenlehrerinnen und -lehrern durch die persönlichen Gespräche gestärkt, negative soziale Strukturen aus der Grundschulzeit aufgebrochen und ein positives Klassenklima etabliert werden. Insgesamt sei die IPSY-Zeit für den Fachunterricht nicht verloren gegangen, sondern sogar gewonnen. In beiden Schulen arbeiten die meisten Schülerinnen und Schüler bei IPSY gerne und motiviert mit, mögen das Fach und finden die Inhalte größtenteils interessant und wünschen sich Fortsetzung des Programms im nächsten Schuljahr.
Nach dieser Vorstellung fand ein direkterer Austausch unter (zukünftigen) Anwenderinnen und Anwendern in Form einer Gruppenarbeit statt. In diesem Rahmen sollten die Teilnehmenden besprechen, wie das Programm jeweils umgesetzt wird, welche Hürden vor der Umsetzung genommen werden mussten und welche Erfahrungen konkret während der Umsetzung gemacht wurden.
Gruppenarbeit
Foto: Anne Günther (Universität Jena)In Übereinstimmung mit den projektseitigen Erfahrungen und Erkenntnissen berichteten die Teilnehmenden von Hürden, die im Vorfeld der Umsetzung in der eigenen Schule bewältigt werden müssen. Dazu zählen beispielsweise begrenzte zeitliche und personelle Ressourcen für das umfangreiche Programm, die Priorität des Fachunterrichts, die notwendige Überzeugung des Kollegiums sowie teilweise erforderliche Anpassungen des Programms an Schulform, Klasse und Zeitrahmen. Obwohl das Programm relativ umfangreich sei und die Anwenderinnen und Anwender sich teils den Einsatz noch vielfältigerer Methoden wünschen, wird IPSYs leichte Verständlichkeit und Flexibilität geschätzt.
Feedback einer Teilnehmerin
Foto: Anne Günther (Universität Jena)Je nach schulischen Gegebenheiten ist die Umsetzung von IPSY unterschiedlich organisiert: Während an einigen Schulen nur Teile des Programms im Rahmen von Vertretungsstunden (meist durch die Schulsozialarbeit) durchgeführt werden, ist IPSY in anderen Schulen fest in den Lehrplan integriert. Dies erfolgt entweder in wöchentlichen oder zweiwöchentlichen Klassenleiter- oder speziellen IPSY-Stunden oder im Rahmen von Projektwochen. Trotz herausfordernder Situationen während der Durchführung – wie z. B. Störungen durch einzelne Schülerinnen oder Schüler, Schwierigkeiten, die Motivation bei anspruchsvolleren Themen aufrechtzuerhalten, oder die Überwindung von Hemmungen bei der Arbeit in Kleingruppen – wird die IPSY-Umsetzung als gewinnbringend für die Jugendlichen und das schulische Zusammenleben wahrgenommen.
Impressionen IPSY-Fachtag
Foto: Anne Günther (Universität Jena)Die Durchführenden berichten, dass das Interesse der Schülerinnen und Schüler an den Inhalten geweckt wird und IPSY ihnen Raum für ihre Bedürfnisse, Fragen und Einsichten bietet, der im schulischen und familiären Alltag manchmal fehlt. Zudem werden positive Effekte, insbesondere in Bezug auf die Verbesserung des Klassenklimas, die Stärkung der Selbstkompetenz und des Selbstwertgefühls sowie die Öffnung eher verschlossener Schülerinnen und Schüler, beobachtet.
Impressionen IPSY-Fachtag
Foto: Anne Günther (Universität Jena)Die Perspektive der Unterstützenden
In einer parallelen Gruppenarbeit diskutierten schulexterne Fachleute der schulischen und kommunalen Prävention wie die Motivation zur Umsetzung langfristiger und effektiver Präventionsprogramme in Schulen gestärkt und die Schulen dabei besser unterstützt werden können. Aus Sicht dieser Gruppe sei für eine nachhaltige Präventionsarbeit entscheidend, dass schulische Prävention proaktiv und ganzheitlich gestaltet wird, d.h. das vor dem Auftreten von Problemen eingesetzt wird und verschiedene Problem- und Entwicklungsbereiche in einem einheitlichen Präventionskonzept zusammengeführt werden. Zudem müsse die Prävention maßgeblich von der Schulleitung gefordert und gefördert sowie mit ausreichend zeitlichen Ressourcen in den schulischen Alltag integriert werden.
Impressionen IPSY-Fachtag
Foto: Anne Günther (Universität Jena)Um Schulen zu motivieren und zu unterstützen, ihre wichtige Rolle überzeugt und engagiert anzunehmen, sollten die Chancen und der Nutzen nachhaltiger Prävention für alle Beteiligten durch die Kommunikation positiver Beispiele aus der Praxis und wissenschaftlicher Befunde deutlicher sichtbar gemacht werden. Schulexterne Präventionsakteurinnen und -akteure könnten Schulen vor allem unterstützen, indem sie Informations- und Weiterbildungsangebote für (angehende) Lehrkräfte und andere pädagogische Fachkräfte bereitstellen. Darüber hinaus könnten sie durch Aufklärungsarbeit zu den Grundlagen wirksamer Prävention, die Vorstellung effektiver Maßnahmen und verfügbarer Programme, die Vermittlung von Netzwerkpartnern, die Begleitung von Prozessen sowie durch die Schaffung verbesserter Rahmenbedingungen im bildungspolitischen Kontext einen wichtigen Beitrag leisten.
Die Perspektive des Projekts
Unsere Erfahrungen mit dem Projekt und dem IPSY-Programm von 2018 bis 2023 haben wir in einer Präsentation dargestellt, die Sie sich hier ansehen können. Darin geben wir einen kleinen Einblick in die Projektarbeit, die Verbreitung des Programms und die Erkenntnisse die wir während der Corona-Pandemie sowie aus der Befragung der IPSY-Schulungsteilnehmenden gewonnen haben.